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Auf dem D³ Online-Kongress und dem 9. Deutscher EngagementTag | Civic Coding Roadshow - Civic Coding – Innovationsnetz KI für das Gemeinwohl

Civic Coding auf dem D³ Online-Kongress und dem 9. Deutschen EngagementTag

Der D³ Online-Kongress 2024 stand ganz im Zeichen der digitalen demokratischen Teilhabe. Am 20. November waren wir mit einem Civic Coding-Schlaglicht zum Thema „Public-Private Partnerships und Verantwortung“ dabei. Gemeinsam mit Expert*innen haben wir diskutiert, wie Zusammenarbeit und Innovationen eine gemeinwohlorientierte Digitalisierung voranbringen können und welche Rolle Public-Private Partnerships dabei spielen. Unsere Teilnahme am 9. Deutschen EngagementTag hat dann gezeigt, wie Kooperation konkret gestaltet werden kann und wie gemeinsame Verantwortung in der Praxis aussieht.

Unser Nachbericht zum Civic Coding-Schlaglicht: Public-Private Partnerships und Verantwortung

Der D³ Online-Kongress 2024 bot vom 19. bis 21. November eine umfassende Plattform, um zentrale Aspekte der digitalen Demokratie zu diskutieren. Im Fokus standen Themen wie die Gestaltung gemeinwohlorientierter KI, die Auswirkungen von Verschwörungsnarrativen im Netz und die Verknüpfung digitaler und analoger Beteiligungsformen. Außerdem wurden innovative Strategien zur Förderung digitaler Partizipation auf kommunaler Ebene vorgestellt.

Wir waren am 20. November 2024 mit einem Civic Coding-Schlaglicht zum Thema „Public-Private Partnerships und Verantwortung“ vertreten. Gemeinsam mit Expert*innen diskutierten wir, wie Zusammenarbeit und Innovationen eine gemeinwohlorientierte Digitalisierung voranbringen können und welche Rolle Public-Private Partnerships dabei spielen.

Dr. Julian Stubbe aus der Civic Coding-Geschäftsstelle moderierte den virtuellen Austausch und führte durch die Veranstaltung. Mit ihm diskutierten:

  • Rebecca C. Reisch (Cyber Valley GmbH)
  • Ann-Kristin Vester (CorrelAid e. V.)
  • Florian Hinze (PHINEO gemeinnützige AG)

Die wichtigsten Ergebnisse der Diskussion auf einen Blick

  • Die Zivilgesellschaft braucht Bildungsangebote wie Datensprechstunden, um datenbasierte Ansätze zu verstehen und mit Wirtschaft und Wissenschaft effektiv zusammenzuarbeiten.
  • Erfolgreiche Partnerschaften erfordern klare gemeinsame Ziele, Transparenz, Offenheit über eigene Interessen und eine Zusammenarbeit auf Augenhöhe.
  • Eine offene Kommunikation und klare Regeln sind entscheidend, um Vertrauen zwischen den Akteur*innen zu schaffen und Missverständnisse zu vermeiden.
  • Nachhaltigkeit, Offenheit und Mündigkeit müssen in technologische Entwicklungen integriert werden, um eine am Gemeinwohl orientierte Digitalisierung zu fördern.

Die Leitfragen

Über folgende Leitfragen sprachen und diskutierten wir mit den Expert*innen:

  • Wie können unterschiedliche Akteur*innen zusammenarbeiten, um verantwortungsvolle Rahmenbedingungen für eine gemeinwohlorientierte Digitalisierung und KI-Entwicklung zu schaffen?
  • Ist es möglich, sich auf gemeinsame Prinzipien der Entwicklung und einen verbindlichen Wertekanon zu einigen?

Einführung in das Thema Public Private Partnerships

Private Public Partnerships (PPP) beschreiben die Zusammenarbeit zwischen öffentlichen Institutionen und privaten Akteur*innen mit dem Ziel, gemeinsame Projekte und Initiativen durchzuführen. Diese Partnerschaften ermöglichen es, Ressourcen, Kompetenzen und Perspektiven zu bündeln, um gesellschaftliche Herausforderungen zu bewältigen. Sie sind besonders relevant, wenn es um die Entwicklung und Implementierung von Technologien wie KI geht, die sowohl finanzielle Mittel als auch Expertise erfordern.

Wie können verschiedene Akteur*innen zusammenarbeiten, um verantwortungsvolle Rahmenbedingungen für eine gemeinwohlorientierte Digitalisierung und KI-Entwicklung zu schaffen?

Ann-Kristin Vester von CorrelAid e.V. stellte die Arbeit ihres gemeinnützigen Vereins vor, dessen Ziel es ist, andere gemeinnützige Organisationen bei der effektiven Nutzung und Analyse von Daten zu unterstützen. Sie erläuterte, dass CorrelAid die Datenkompetenz in Organisationen durch Bildungsangebote und Projekte fördere. Ein Beispiel seien Datensprechstunden, in denen Organisationen Unterstützung bei der Datenanalyse, Visualisierung oder Berichterstattung erhalten. Eine zentrale Partnerschaft bestehe mit dem Civic Data Lab, das ein Ankerprojekt der Initiative Civic Coding sei. Sie betonte, dass solche Partnerschaften entscheidend seien, um die Zivilgesellschaft zu stärken und datenbasierte Ansätze für positive Veränderungen zu nutzen.

Rebecca C. Reisch, Geschäftsführerin der Cyber Valley GmbH, stellte die Kernaufgaben ihrer Organisation vor, die Forschung, Entwicklung, Transfer und Akzeptanz umfassen. Sie betonte, wie wichtig die Vernetzung von Akteur*innen aus Wirtschaft, Wissenschaft und Zivilgesellschaft sei, um das gegenseitige Verständnis zu fördern. Sie zeigte sich besorgt, dass viele Menschen in der Zivilgesellschaft die Digitalisierung als kompliziert empfänden und daher auf externe Regulierung setzten, statt Eigenverantwortung zu übernehmen. Eine stärkere Auseinandersetzung mit den Chancen von Partizipation und Gestaltung sei notwendig, um Deutschland national und international besser zu positionieren.

Florian Hinze von PHINEO schilderte, dass seine Organisation darauf ausgerichtet sei, strategisches gesellschaftliches Engagement zu fördern. Mithilfe einer eigens entwickelten Analyse-Methode werde die Wirksamkeit sozialen Engagements bewertet, um Investor*innen dabei zu helfen, ihre Mittel möglichst wirkungsvoll einzusetzen. Er wies auf die Bedeutung klarer gemeinsamer Ziele und eines abgestimmten Mindsets für erfolgreiche Partnerschaften hin. Projekte müssten auf Augenhöhe gestaltet werden, wobei auch Eigeninteressen offen besprochen werden sollten. Zudem sei ein unabhängiges Monitoring notwendig, um sicherzustellen, dass Partnerschaften konkrete gesellschaftliche Ziele und messbare Wirkungen verfolgen. Es sei wichtig, gemeinsame Ziele zu definieren, die alle Beteiligten zusammenführen, ohne die eigenen Interessen aus den Augen zu verlieren.

Ist es möglich, sich auf gemeinsame Prinzipien der Entwicklung und einen verbindlichen Wertekanon zu einigen?

Die Diskussion verdeutlichte die zentrale Rolle von Transparenz und klaren Spielregeln, um eine am Gemeinwohl orientierte Digitalisierung und KI-Entwicklung voranzutreiben. Rebecca C. Reisch betonte, dass es keine allgemeingültigen, übergestülpten ethisch-moralischen Standards geben könne. Vielmehr sei der Diskurs entscheidend, in dem sich alle Beteiligten auf Gesprächs- und Diskursregeln einigen müssten. Sie stellte fest, dass der Großteil der Forschung in Unternehmen stattfinde und betonte die Wichtigkeit einer stärkeren Kommunikationsbereitschaft zwischen den Akteur*innen, um Missverständnisse zu vermeiden. Ein Beispiel aus von Cyber Valley veranschaulichte dies: In Tübingen führte die Partnerschaft mit Amazon zu Protesten, da die Bevölkerung einen „Ausverkauf der Wissenschaft“ befürchtete. Rebecca C. Reisch hob hervor, dass Transparenz – etwa durch die Identifizierung der beteiligten Akteur*innen und einen offenen Dialog – ein wesentlicher Schritt sei, um solche Konflikte zu lösen.

Ann-Kristin Vester wies darauf hin, dass es der Zivilgesellschaft oft an einer grundlegenden Datenkultur und -kompetenz fehle, um komplexe Prozesse zu verstehen und mit der Wirtschaft auf Augenhöhe zu kommunizieren. Sie plädierte für Bildungsinitiativen, die die Zivilgesellschaft in die Lage versetzen, ethische Dimensionen oder den Datenschutz besser einschätzen zu können. Ein breiter Zugang zu solchen Kompetenzen sei essentiell, um Zivilgesellschaft und Wirtschaft besser zu vernetzen. Florian Hinze betonte in diesem Zusammenhang die Notwendigkeit von Sensibilisierung und Übersetzungsarbeit zwischen öffentlichen Organisationen und Unternehmen, die oft unterschiedliche „Sprachen“ sprechen.

Oft fehlt der Zivilgesellschaft eine gute Datenkultur und Datenkompetenz, um komplexe Prozesse zu verstehen und auf Augenhöhe mit der Privatwirtschaft zu kommunizieren. Genau deshalb setzen wir auf Bildung, um diesen Dialog zu ermöglichen.

Ann-Kristin Vester (CorrelAid e. V.)

Florian Hinze fügte hinzu, dass es in der Non-Profit-Szene eine Technologielücke gebe. Viele Organisationen hätten nicht die Mittel, um mit der technologischen Entwicklung Schritt zu halten. Organisationen wie CorrelAid könnten hier eine wichtige Vermittlerrolle einnehmen, wenn sie mit entsprechenden Ressourcen ausgestattet würden. Ansonsten bestehe die Gefahr, dass Non-Profit-Organisationen von der technologischen Entwicklung abgehängt würden.

Rebecca C. Reisch betonte, dass neben der technologischen Bildung auch die Herzensbildung eine Rolle spielen müsse. Es gehe nicht nur darum, ethische Werte wie Nachhaltigkeit in die technologische Entwicklung zu integrieren, sondern auch darum, Mündigkeit und die Fähigkeit, die richtigen Fragen zu stellen, zu fördern.

Für uns spielt die Herzensbildung eine zentrale Rolle. Es geht darum, sicherzustellen, dass Werte wie Ethik und Nachhaltigkeit Teil der technologischen Entwicklung sind – nicht nur bei Erwachsenen, sondern auch bei den jüngsten Generationen. Dabei müssen wir lernen, die richtigen Fragen zu stellen und eine Kultur des Nachdenkens und der Mündigkeit zu fördern, um mit den großen Herausforderungen unserer Zeit verantwortungsvoll umzugehen.

Rebecca C. Reisch (Cyber Valley GmbH)

Fazit

Die Diskussion verdeutlichte, dass eine gemeinwohlorientierte Digitalisierung und KI-Entwicklung auf der Zusammenarbeit verschiedener Akteur*innen basiert, wobei Bildung, Transparenz und klare Ziele zentrale Elemente sind. Initiativen wie CorrelAid zeigen, wie Datenkompetenz die Zivilgesellschaft stärkt und sie in den Dialog mit Wirtschaft und Wissenschaft bringt. Gleichzeitig betonten die Teilnehmer*innen, dass Partnerschaften auf Augenhöhe gestaltet werden müssen, um Vertrauen zu fördern und Missverständnisse zu vermeiden. Transparenz und ein offener Diskurs wurden als Grundpfeiler hervorgehoben, um ethische Prinzipien zu etablieren und gemeinsame Werte zu schaffen. Bildung, Ressourcen und ein unabhängiges Monitoring sind essenziell, um Akteur*innen zu vernetzen und technologische Entwicklungen inklusiv zu gestalten.

Im 2. Halbjahr gab es noch vier weitere Civic-Coding-Schlaglichter zu Themen wie AI Support Actions, Policy & Regulierung, Code of Conduct und Gewalt im Netz. Neugierig? Schau auf unserem Webportal vorbei und entdecke in den Nachberichten, worüber diskutiert wurde!

Civic Coding auf dem 9. Deutschen EngagementTag

Die Diskussion über Public-Private-Partnerships, die Stärkung der Zivilgesellschaft und die Bedeutung ethischer Fragestellungen in der Digitalisierung und KI-Entwicklung zeigt: Die Zusammenarbeit zwischen Akteur*innen aus Wirtschaft, Forschung und Zivilgesellschaft ist zentral, um den Weg in eine gemeinwohlorientierte digitale Zukunft zu ebnen. Diese Themen standen auch im Mittelpunkt des 9. Deutschen EngagementTags, wo diskutiert wurde, wie Engagement und Innovation zusammenwirken können, um gesellschaftliche Herausforderungen anzugehen. Am 9. Dezember 2024 waren wir im Rahmen unserer Civic Coding-Roadshow im Tagungswerk in Berlin vor Ort und haben auf dem Markt der Möglichkeiten an einem Infostand über die Initiative informiert.

Dabei ergaben sich spannende Gespräche darüber, wie KI im Sinne des Gemeinwohls eingesetzt werden kann. So berichtete eine Universitätsmitarbeiterin von Überlegungen, KI zu nutzen, um internationalen Student*innen den Studienstart in Deutschland zu erleichtern. Ebenso tauschten wir uns mit einem Projekt aus, das KI-Anwendungen nutzen möchte, um das Matching von Wohnungen und Wohnungssuchenden zu optimieren und derzeit auf der Suche nach Fördermitteln ist. Darüber hinaus waren wir im Gespräch mit bestehenden Projekten wie „Digitales Deutschland | Monitoring zur Digitalkompetenz der Bevölkerung“, das darauf abzielt, die Digitalkompetenz der Bevölkerung zu erfassen und Förderansätze zu entwickeln.

Wir freuen uns auf weitere Roadshow Stopps im Jahr 2025!

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